Das auf beträchtliche Größe angewachsene Hauptorchester der Stadtmusik zeigte sich mit neuen Stücken. Schon beim ersten Stück –  „On fire“ von Michael Geisler, gespielt mit Temperament und Tempo – sprang der Funke über aufs Publikum. Im erhaben-majestätischen „Arcadia“von Hayato Hirose entfaltete das Orchester unter dem Dirigat von Franco Coali einen breiten Bogen unterschiedlicher Klangfarben, bevor es mit „Sax Amore“ von Wim Laseroms beschwingt und jazzig wurde. Hier wurde sichtbar, dass die Stadtmusik über ganz hervorragende Musiker in der Gruppe der Alt- und Tenorsaxofone verfügt (Ralph Borell, Stephan Findeisen, Markus Jäger, Natalie Dokter, Martina Eckert Hurst). Auch die üppig besetzten Trompeten und Posaunen setzten eigene Glanzpunkte, nicht nur zum Abschluss mit der Filmmelodie zu „Pirates of the Caribbean“ in einem Arrangement von Ted Ricketts, einem ausgesprochenen Lieblings-Werk, das bei kaum einem Konzert fehlen darf.

Das Corpo Bandistico aus der Partnergemeinde Valle die Ledro – wo der „Maestro“ der Stadtmusik, Franco Coali, seine familiären Wurzeln hat,  stand mit seinem fulminanten Auftritt nicht hinter der Leistung der Müllheimer zurück. Es setzte sogar noch eins drauf in Sachen Dynamik und Temperament. Den hohen Bergen waren die ersten beiden Stücke „Everest“ und „The Queen of the Dolomites“ von Jakob de Haan gewidmet. Musikalisch in Szene gesetzt wurde das durch prägnantes „Laut“ und „Leise“, vom Dirigenten, Maestro Marco Isachini, mit Verve angezeigt. Immer wieder setzten darüber hinaus einzelne Stimmgruppen funkelnde Akzente. Die wunderbare Schlagzeuggruppe mit Giovanni Foletto, Davide Bombardelli und Alessandro Fedrigotti verlieh dem Corpo Bandistico mit deutlich markierten Rhythmen in vielerlei Klanggebung jederzeit klare Konturen. Sehnsucht nach dem sonnigen Süden kam auf beim Erkennen der altbekannten Melodien der „Welthits aus Italien“ bevor das Orchester mit Filmmelodien aus dem „König der Löwen“ und von Enrico Morricone gelungen den Bogen in internationale Evergreens schlug. Ein herausragender Auftritt!

Dass die Müllheimer und Ledrotäler – die übrigens in vielen Müllheimer Familien untergekommen sind – sich auch musikalisch bestens verstehen, auch unter „erschwerten Umständen“, wurde deutlich als aus einem geplanten gemeinsamen Stück, dem „Marsch der Medici“, drei wurden. Dicht gedrängt musizierten die versierten Bläser auf der dafür nur scheinbar viel zu kleinen Bühne. Diese wunderbare musikalische Begegnung werden alle Beteiligten bestimmt nicht so schnell vergessen.

Vielversprechend hatten sich vor dem Auftritt der beiden großen Orchester die Nachwuchsformationen der Stadtmusik Müllheim präsentiert: In hervorragender Form zeigte sich das Vororchester, in dem sich die Jüngsten mit ganz schön anspruchsvollen Stücken („Smoke on the Water“, „Colonell Harty’s March“)  für die Teilnahme in der Jugendkapelle warmlaufen. Die Jugendkapelle ihrerseits wirkte bei ihrem Auftritt schon geradezu routiniert. Hier spielen ganz herausragende, junge Blasmusiker mit, die bereits schon hier und da mit eigenen Soli glänzen.

Abschied von Martin Holschuh

Bei dem Jahreskonzert in der Martinskirche wurde der langjährige Dirigent der Jugendorchester sowie zeitweise Dirigent des Hauptorchesters der Stadtmusik Müllheim mit großen Ehren verabschiedet. Von Manfred Koch vom Markgräfler Musikverband bekam er die Silberne Ehrennadel des Bundes deutscher Blasmusikverbände verliehen. Seit 1973 ist Holschuh in der Stadtmusik aktiv, zunächst als herausragender und preisgekrönter Posaunist. In der Jugendarbeit habe er neue Maßstäbe gesetzt, hob der Laudator hervor. Dem Lob schloss sich vonseiten der Stadtmusik deren zweite Vorsitzende Hannelore Keil mit einem sehr persönlichen Dankeschön an. Ein besonders bewegender Moment war es dann, als Hauptorchester und Jugendkapelle, die sich während der Reden beinahe unbemerkt rund um das Publikum aufgestellt hatten, nun gemeinsam „Friends for Life“ von Dizzi Stratford für den scheidenden Dirigenten spielten. Vom Vororchester und der Jugendkapelle gab es zum Abschied einen prall gefüllten Korb mit allerlei Köstlichkeiten.